21. und 22. Februar 2014
Die Entstalinisierung war eine Befriedungsmission, die Terror und Gewalt beendete und traumatisierten Menschen eine Sicherheits- und Ordnungsperspektive gab. Nicht an den Maßstäben westlicher Demokratie, sondern an den Möglichkeiten der Sowjetunion und ihrer Nachbarstaaten in Ostmitteleuropa sollte gemessen werden, was die Entstalinisierung war. Für die meisten Bürger der Sowjetunion bemaß sich der Erfolg der Befriedung nicht am Ideal westlicher Rechtsstaatlichkeit, sondern daran, wie weit das neue Leben von der Gewaltherrschaft der Stalin-Zeit entfernt war. In diesem Sinn war die Entstalinisierung die wichtigste Zäsur im Leben von Millionen. Aber war, was in der Sowjetunion geschah, auch in Polen, in Ungarn oder in der DDR eine Zäsur, die das Leben veränderte? Wie gelang es den Tätern, Vertrauen wiederherzustellen und Frieden zu schaffen? Warum folgten der Entstalinisierung Unruhen in Polen und Ungarn, nicht aber in der Sowjetunion? Mit welchen Mitteln gelang es den Herrschern, Loyalität und soziale Bindungen zu erzeugen, die es unter Stalin nicht gegeben hatte? Und wie nahm das westliche Ausland diese Veränderungen wahr? Was bedeuteten sie für französische Kommunisten und amerikanische Kalte Krieger? Diese Fragen standen im Zentrum des Colloquiums.
Tagungssprache war Deutsch.