26. und 27. September 2014
Die Debatte um Gedenkorte konzentriert sich allzu oft auf eine Handvoll bekannter Einrichtungen. Zur Bewertung dienen darüber hinaus inhaltliche Maßstäbe und Präsentationsstandards wie das Überwältigungsverbot, die innerhalb Deutschlands wie auch in der europäischen und weltweiten Diskussion in unterschiedlichen Graden etabliert oder umstritten sind. Dabei wird meist außer Acht gelassen, dass Gedenkstättenarbeit jenseits der großen, weitbekannten und finanziell gut abgesicherten Erinnerungsorte in vielfacher Hinsicht »prekär« ist. Schwierig ist nicht nur die wirtschaftliche Lage vieler Gedenkstätten, sondern auch ihre gesellschaftliche Rolle – vor allem in Ländern und an Orten, in denen sie mit Desinteresse, mangelnder Anerkennung und staatlichen Anfeindungen oder auch nur rigiden politischen Vorgaben konfrontiert sind. Problematisch ist schließlich auch die berufliche Situation vieler, insbesondere jüngerer Mitarbeiter.
Was bedeutet es, unter solchen prekären Bedingungen und in der transnationalen Diskussion Maßstäbe wie den in Deutschland errungenen »Beutelsbacher Konsens« anzulegen? Wie manövrieren Gedenkstätten zwischen Brüsseler Prioritäten, nationalstaatlichen und neoreligiösen Geschichtsbildern, gesellschaftlichem Desinteresse, Geldnot und Eventisierungs-Druck – ob in der mecklenburgischen oder kroatischen Provinz oder vor den Toren Moskaus? Was bedeutet die Prekarität für die Suche nach gesamteuropäischen oder auch nur landesweiten Standards? Ist eine Vereinheitlichung überhaupt erstrebenswert? Wie verändern sich unsere Vorstellungen von der gesellschaftlichen Rolle von Gedenkstätten, wenn wir diesen Problemen Rechnung tragen? Diese Fragen standen im Zentrum des Colloquiums.
Tagungssprache war Deutsch.
Im Gespräch mit Mischa Gabowitsch, Enrico Heitzer und Markus Pieper
Aleida Assmann, Vera Dubina und Mischa Gabowitsch im Mittelweg 36