4. und 5. Dezember 2015
Was geht es uns an? Der Humanitarismus hat für die längste Zeit seiner Geschichte einen schlechten Ruf gehabt. Die jüngere Geschichtsschreibung hat deutlich gemacht, auf welche Weise sich die imperialen Mächte des 19. Jahrhunderts teilweise einer humanitären Moral bedienten, um ihre weltweiten Interventionen zu rechtfertigen. Seitdem aber haben humanitäre Grundsätze auf vielfältige Weise auch jenseits des Staates gewirkt, wie der Blick auf internationale Organisationen oder das internationale Recht zeigt. Seit den 1970er Jahren, besonders aber seit dem Ende des Kalten Krieges, sind Repräsentationen menschlichen Leids zum selbstverständlichen Bestandteil der moralischen Ökonomie unserer Welt geworden. Im Mittelpunkt dieses Berliner Colloquiums zur Zeitgeschichte stand die Frage, was diese Entwicklungen über die politischen, moralischen und ökonomischen Dilemmata des gegenwärtigen humanitären Ethos verraten. Welche Form von Governance wird durch menschliche Notlagen und deren mediale Inszenierungen erzeugt? Wo überschneiden sich die Geschichte des Neo-Liberalismus, der Menschenrechte und des Humanitarismus? Und: In welcher Weise unterscheidet sich die heutige Mobilisierung von Empathie durch menschliches Leid grundsätzlich von ihren historischen Vorläufern?
Die Tagungssprache war Englisch.
Im Gespräch mit Stefan-Ludwig Hoffmann und Tim B. Müller
Didier Fassin live am Einstein Forum
Didier Fassin im Mittelweg 36