Ein Projekt des Hamburger Instituts für Sozialforschung in Kooperation mit dem Einstein Forum, Potsdam

Berliner Colloquien zur Zeitgeschichte

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Humanitarian Wars: Principles, Objectives, RisksKonzept: Gerd Hankel

30. September und 1. Oktober 2011

Das aktuelle Geschehen in Libyen sowie der kürzlich beendete Konflikt in der Elfenbeinküste haben erneut gezeigt, dass der Rückgriff auf militärische Gewalt als humanitäre Maßnahme erklärt werden kann. Wo Massenverbrechen drohen oder bereits stattfinden, ist die Staatengemeinschaft zur Intervention berechtigt – dem Konzept der internationalen Schutzverantwortung (»Responsibility to Protect«) zufolge auch mit Waffengewalt und gegen die Streitkräfte eines souveränen Staates.

Doch was mit guten Gründen als Zeichen eines zivilisatorischen Fortschritts gewertet wird, erweist sich in der Umsetzung als schwierig. Auch humanitäre Schutzeinsätze können Unbeteiligte töten, auch ein mit humanitären Zielen geführter Krieg kann wie jeder andere Krieg unkontrolliert eskalieren. Davon abgesehen, ist ein dauerhafter Schutz der Zivilbevölkerung ohne militärisch herbeigeführte Entscheidungen kaum möglich. Dass so gesehen die Argumente gegen eine militärisch durchgesetzte Schutzverantwortung beachtliches Gewicht haben, liegt auf der Hand. Sie können sich zudem auf den Verlauf vergangener Interventionen stützen, bei denen die Interessen der Intervenienten diffus waren und sich oft zwischen moralisch begründeter Nothilfe und machtpolitischen oder ökonomischen Zwängen bewegten.

Sich mit humanitär begründeten Kriegen zu befassen bedeutet also, möglichst das gesamte Spektrum der damit verbundenen Probleme im Blick zu behalten. Fragen nach der Zulässigkeit derartiger Kriege, nach den Grenzen ihrer Durchführung und nach der Absicherung ihrer Ziele lassen sich nicht aus der Perspektive einer einzelnen Wissenschaftsdisziplin allein beantworten. Hier ist eine disziplinübergreifende Diskussion ratsam, zumal die Umsetzung des »Responsbility to Protect«-Konzepts noch in den Anfängen steckt. Das Colloquium bot dazu den Rahmen.

Tagungssprache war Englisch.