Western Societies and »New Wars«Konzept: Sönke Neitzel

26. und 27. April 2013

Das Ende des Kalten Krieges bedeutete auch ein Ende an Gewissheit für die NATO-Staaten. Allem Anschein nach gab es keine Feinde mehr für die hochgerüsteten Armeen des Westens. Einige Beobachter fragten gar nach dem Sinn von Streitkräften, wenn die Mitgliedsstaaten nur noch von Freunden umgeben seien. Der zweite Irakkrieg von 1990/91 und die so genannten humanitären Interventionen während der Folgejahre beantworteten diese Frage alsbald. Vor allem aber kündigten sie einen grundlegenden Paradigmenwechsel an: Für viele Staaten der westlichen Allianz waren es die ersten Kampfhandlungen seit Jahrzehnten. Gleichzeitig standen sie vor der Herausforderung, die Einsätze und schwere Verluste vor zunehmend kritischen Öffentlichkeiten zu legitimieren. Innerhalb der Streitkräfte haben diese Kriege ebenfalls zu Veränderungen geführt. In bisweilen erbitterten Debatten wurde über Werte und Tugenden sowie über das »richtige« Verständnis militärischer Tradition gestritten. Das gilt insbesondere für jene Länder, die seit dem Zweiten Weltkrieg keine größeren militärischen Operationen durchgeführt hatten – etwa Italien, Spanien und Deutschland. Doch auch für die USA oder Großbritannien markiert das Jahr 1990 eine große Zäsur. 

Die gesellschaftlichen, politischen und militärinternen Diskurse in Westeuropa und Nordamerika über die »New Wars« standen im Mittelpunkt des Colloquiums. Überdies wurde über die Auswirkungen dieser Einsätze auf die Wahrnehmung vergangener Kriege diskutiert – und darüber, wie sich nationale »Meistererzählungen« über vergangene Kriege auf die aktuellen Debatten auswirkten. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf nationalen Spezifika und transnationalen Phänomenen. 

Das Colloquium fand in englischer Sprache statt.