11. und 12. Mai 2012
Drei Zitate und eine Botschaft: »In mancher Hinsicht sind sie [die Aktivisten der Occupy-Bewegung] gar nicht so verschieden von den Protesten, die wir von der Tea Party kennen« (Barack Obama). »Hören Sie, da gibt es eine Menge Überschneidungen mit der Tea Party« (Joe Biden). »Ist Occupy Wall Street die Tea Party für Linke? Es gibt eine unwiderstehliche Symmetrie. Beide sind an politischen Rändern entstanden, mehr oder weniger spontan, und zwar als Reaktion auf die Finanzkrise und deren wirtschaftliche Folgen. Beide haben keine autoritären Führungsfiguren oder eine formale hierarchische Struktur. Beide haben in der langen und rauen Geschichte des ideologisch promisken Populismus in Amerika bereits ihren Platz verdient« (Hendrik Hertzberg). Mit anderen Worten: Trotz all ihrer offenkundigen Unterschiede geben uns beide Bewegungen Anlass, über den derzeitigen Zustand der amerikanischen Politik und über die langfristige Marschrichtung von sozialen und politischen Bewegungen in den Vereinigten Staaten nachzudenken. Beide Dimensionen – der aktuelle Zustand der amerikanischen Politik und Regierung sowie dessen Vorgeschichte – standen im Mittelpunkt des Berliner Colloquiums zur Zeitgeschichte.
Der Workshop deckte eine Reihe von Themen ab, die mit der Entwicklung der amerikanischen Plutokratie seit den 1980er Jahren zusammenhängen, mit der Politik der Gefühle und der Angst vor dem Niedergang, mit dem Zwei-Parteiensystem und seiner umstrittenen Fähigkeit, Veränderungen zu Wege zu bringen, mit den Lektionen, die man aus den populistischen Bewegungen in der Vergangenheit lernen kann – und mit den Aussichten, jene Mischung aus Blockadepolitik und Nihilismus zu überwinden, die für den derzeitigen Zustand der Politik in Washington typisch ist.
Das Colloquium fand in englischer Sprache statt.
Im Gespräch mit Bernd Greiner
Charles Postel und Vanessa Williamson im Mittelweg 36
Todd Gitlin und Corey Robin live am Einstein Forum