Tony Judt's Legacy, or The Past and Future of Social Democracy and the Welfare StateKonzept: Tim B. Müller und Susan Neiman

9. und 10. Dezember 2011

Zu den am meisten diskutierten Texten Tony Judts gehört das kurz vor seinem Tod publizierte Buch Ill Fares the Land aus dem Jahr 2010 (Dem Land geht es schlecht, 2011). Darin findet sich ein Appell, der zugleich als Judts politisches Vermächtnis gelesen werden kann: 

»Social democracy cannot be just about preserving worthy institutions as a defense against worse options. Nor need it be. Much of what is amiss in our world can be best captured in a language of classical political thought: we are intuitively familiar with issues of injustice, unfairness, inequality and immorality–we have just forgotten how to talk about them.« (p. 234)

Diese Beobachtung regte das 5. Berliner Colloquium zur Zeitgeschichte an. Kann das klassische Konzept von »Social Democracy« und »Wohlfahrtstaat« belastungsfähige Anregungen für die Gesellschaft der Zukunft geben? Was bedeuten »Social Democracy« und »Common Good« vor dem Hintergrund deregulierter Märkte und einer zunehmend globalisierten Ökonomie? Und wie steht es um das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit, von Staat und Gesellschaft, von Öffentlichem und Privatem? Muss man nicht – wie Tony Judt – die umstrittene Geschichte dieser heute selbstverständlichen Begriffe freilegen, um wieder offen darüber diskutieren zu können?

Das Colloquium bot Gelegenheit, sich diesen Fragen aus unterschiedlicher Perspektive zu nähern: Sozialwissenschaftler und Historiker im Gespräch mit Kollegen und Weggefährten von Tony Judt aus Osteuropa, den USA, Frankreich und Großbritannien – fern des traditionellen akademischen Betriebs. 

Das Colloquium fand in englischer Sprache statt.